Aquarell, abgemalt von einem Kunstdruck

"Die Dorfschule"

von Albert Anker

Öl auf Leinwand, gemalt 1896

 

 

Mein Weg des Malens und

was mir meine gemalten Bilder sagen.

 

Den Grundstein für mein Malen hat eine Lehrerin in der 9. und 10. Klasse der Realschule gelegt. Sie hat mich sehr für mein Malen und besonders für mein Farbempfinden gelobt. Daraus entstand in mir der innigste Wunsch, zur Kunstschule gehen zu wollen. Diesen Herzenswunsch durfte ich aber gar nicht weiter verfolgen,  weil mein Vater über mein Leben bestimmt hat und ich auf seinen Willen ausgerichtet war. Erst viele Jahre später habe ich mich getraut mit einer Nachbarin, die einen Malkurs an der VHS besuchen wollte, mit zu gehen. Für sie war das aber nichts und für mich war es ein Anfang, der mich nicht wieder losgelassen hat.

Das war Anfang der 80er Jahre.

Ich habe an der VHS das Aquarellieren gelernt und schon nach kurzer Zeit in einem Malwettbewerb den 2. Preis gewonnen.  Ich trat in den Weyher (Vorort von Bremen) Hobbykünstlerkreis ein und übernahm für einige Zeit die Leitung.  Wurde dann Beirat  für Kunst im Weyher Gemeinde-Kulturring und organisierte Ausstellungen in der restaurierten Sudweyher Wassermühle.  In diesem Jahrzehnt hatte ich mehrere kleine Ausstellungen, auch in Frankreich. Ich war Mitglied im Verein "Kunst in der Provinz" und durfte an einer Ausstellung mit mehreren niedersächsischen Künstlern in der Handelskammer von Le Mans teilnehmen. Gefeiert wurde 25 Jahre Freundschaft zwischen Maine und Niedersachsen.

                                                                                      

                                                           Meine Aquarelle waren davon geprägt,

daß ich nur Motive von Fotos, die ein anderer Mensch gemacht hat und mir gefielen, abzumalen. Ich wurde mit der Zeit immer akribischer und habe dann versucht, alte Meister zu reproduzieren. Dabei wurde ich immer unruhiger, weil mein innigster Wunsch war, nach eigenen Motiven malen zu können.  Meine Bilder aus der Zeit spiegelten genau wieder, wie ich innerlich unterwegs war.  Ich hatte keinen  Zugang  zu etwas Eigenem in mir. Ich konnte nur übernehmen, so wie es mir in der Kindheit meist unter Gewalteinwirkung beigebracht wurde.

                                                                

                                        Anfang der 90er Jahre veränderte sich mein Leben.

Ich fing an, meine Kindheit aufzuarbeiten. Ich nehme hier nur Bezug auf meine Malerei. Durch meine Begeisterung für Farben wurde ich u.a. ganzheitliche Farbberaterin, später auch Farben-Fühl-Beraterin. Davon habe ich mich schnell wieder distanziert, weil ich gemerkt habe, es ist nicht meins, es waren wieder übernommene Konzepte. In dieser Zeit habe ich das Chacren-Malen bei einer Brasilianerin in Bielefeld kennengelernt. Chacren sind Energiezentren im Körper, denen Farben zugeordnet sind. Da habe ich zum ersten Mal gelernt, aus dem Gefühl heraus zu malen. Ich fing an, auf großen Leinwänden mit Arylfarben, später dann mit Ölfarben,  einfach drauf los zu malen. Ich habe in Farben und Formen geschwelgt und gedacht, endlich habe ich mein Eigenes gefunden, dachte ich. Später war ich noch mal  ein Jahr bei einer Maltherapeutin in Münster und in Weimar habe ich bei einem antroprosophischen Malseminar mit Pflanzenfarben teilgenommen. 

                                                                                                            

Das freie Malen  hat mich dann immer mehr interessiert.

Ich bin dann auf Arno Stern aufmerksam geworden, der den Malort ins Leben gerufen hat. Der Malort ist ein geschützter Raum für Erwachsene und Kinder zugleich. Frei zu malen, wie ein Kind, nicht auf ein Ergebnis aus sein, ohne Kommentar, ohne Bewertung, nichts wird vorgeschrieben.

2010 habe ich so einen Malraum eingerichtet, um Menschen den Raum zu geben, daß sie mit Farben ihr Innerstes ausdrücken können, mal raus aus unserer vom Verstand dominierten Welt. Ein paar Jugendliche habe ich vier Jahre begleitet, es hat sonst kein Anklang gefunden.  2014 wurde ich gezwungen, dieses Projekt aufzugeben, es war ja auch wieder übernommen.

                                                                                                            

                                       Fast dreißig Jahre habe ich mich dem freien Malen gewidmet.

Ich kann zwar frei malen, das heißt aber nicht, daß ich innerlich frei bin. 2021 habe ich mit dieser Art des Malens aufgehört, weil alle Bilder zwar meine Gefühlswelt wiederspiegeln, aber keinen Boden haben, keine Verbindung zur Erde. Ich wollte immer, daß meine Gefühlswelt von der männlichen Denkwelt angenommen wird, das war nicht der Fall. Ich stand damit alleine da, wurde dafür niedergemacht. Ich mußte früh lernen, meine Gefühlswelt und meinen Willen zu unterdrücken, zu schlucken, um mich der männlichen Denk- und Willenswelt anzupassen, genauso zu werden, um angenommen und geliebt zu werden. Das obige Bild der Dorfschule passt zu dem Thema.

                                                                                      

                                       Erst 2011 konnte ich auf einmal erkennen,

daß ich nur nach oben aufs männliche Denken, bzw. auf den männlichen Willen ausgerichtet war, statt nach unten in mir in meinem Körper auf meine weibliche Kraft.  Diese Kraft ist für mich die Gebärmutter und der Beckenboden in Verbindung mit der Erde, die Quelle generell des Lebens. Ich spüre, daß es die Mutterkraft bzw. die Mutterliebe, das innere Wesen ist, von der ein ganz anderer Wille und ein ganz anderes Wissen ausgeht. Seitdem lenke ich meine Aufmerksamkeit bzw. mein Fühlen permanent auf Mutter-Erde in mir, um aus der Kopforientiertheit heraus zu kommen. Es ist ein tägliches Üben, damit ich mir selbst, bzw. meinem inneren Kind, das ich immer noch in mir fühle, überhaupt Unterstützung, Anerkennung und Liebe geben kann.

Ich war von klein auf an von dieser Kraft und dem Willen getrennt, das hat sehr viel Leiden mit sich gebracht, denn ich, als Kind, habe nicht gewußt, daß ich mich mit dieser Kraft verbinden muß, um bestehen zu können. Mein Körper hat sehr viel Angst, Schmerz und tiefe Traurigkeit gespeichert. Es ist mein alltägliches Brot, mich durch diese Emotionen bis auf den Grund durchzufühlen.

                                                                                                         

                                        In der Malerei bin ich wieder bei den Anfängen

angekommen. Ich liebe es, in Verbindung mit der Jugendlichen in mir, realistisch zu malen, weil ich das Gefühl habe, etwas aus mir selbst heraus zu können. Jetzt finde ich auch eigene Motive ganz im Alltäglichen, es wird immer mehr zu einer Herzensangelegenheit. Ich kann mir zunehmend selbst den Boden bzw. die Kraft geben, die mir mein Vater gebrochen hat. Es ist ein sehr angstbesetzter und schmerzvoller Prozeß, weil eben auch meine Mutter durch den Krieg total verängstigt, unterwürfig und unselbständig war und mich nicht vor der Gewalt meines Vaters schützen konnte. Ich bin angetreten, um diese Entwicklung zu meistern, es ist zu meiner Hauptlebensaufgabe gworden.

                                                                                                            

                                           Was ich zu dem Hintergrund meiner Malerei

sagen kann, ist nur ganz bruchstückhaft, denn dahinter steckt eine komplexe Familiengeschichte.

Mich hier in Worten verständlich auszudrücken ist nicht so leicht, es ist auch nicht meine Stärke.